Halland – die schwedische Riviera

Ich habe mich aufgemacht, endlich mit dem Wohnmobil auf die Lofoten zu fahren. Dafür habe ich fast ein halbes Jahr Zeit und kann diese Wohnmobiltour entschleunigt angehen. Beginnen werde ich diese Tour in Halland, der Region südlich von Göteborg. Ich bin überrascht, was die kleine Region alles zu bieten hat. Viel zu schön um einfach gen Norden durchzurauschen.

Viele Schweden verbringen ihren Sommerurlaub an der Küste Hallands. Endlose Sandstrände, ein mildes Klima und eine fast mediterrane Vegetation hat ihr den Spitznamen „schwedische Riviera“ eingebracht. Und tatsächlich, schon auf dem Kullaberg wähne ich mich eher auf Korsika, wie in Schweden. Felsen, Sandstrände, Kiefern und die pralle Sonne. Entlang der Küste finden sich so zahllose Ferienhäuser. Viele davon klein und einfach, in Tylosand, dem mondänen Urlaubsort, prächtige Villen. Der Strand dort ist aber auch einmalig schön. Dank der vielen Badeurlauber hat Halland sich noch einen zweiten Spitznamen eingefangen:

Wer die Hoffnung hat, an Schwedens Stränden wild campen zu können, hat in Halland keine Chance. Bei der Vielzahl der Touristen im Sommer und der dichten Bebauung der Küste kann man so gut wie nirgendwo einen Parkplatz finden, auf dem man auch nachts stehen darf. Und das finde ich in Ordnung, denn überall wohnen hier Menschen, die dank des Campingbooms inzwischen die Schnauze voll haben, von wilden Campern, die sich bis dicht an den Strand drängen. Wer also am Meer campen will, der kann sich einen der zahllosen Camping- oder Stellplätze suchen. Wer lieber einsam steht, der muss die Küste verlassen und ins Landesinnere fahren. Vor allem in Wandergebieten gibt es immer einen ruhigen Parkplatz, wo man auch übernachten darf.

Meine erste tolle Wanderung erlebe ich am Djurholmen. 8 km geht es durch den herrlichen Laubwald, vorbei an einem rauschenden Fluss und ins Moor hinein. Im Spätsommer leuchtet es in violett und im Frühling balzt der Birkhahn. Der Parkplatz ist mit Toilette und Grillplätzen gut ausgestattet und herrlich einsam. Mehr zur Wanderung zum Djurholmen.

Ein Besuch in der Hauptstadt Hallands lohnt sich. Es ist ein gemütliches Städtchen mit viel Kunst, einigen beeindruckenden Bauwerken und einer entschleunigten Einkaufsstraße. Das Schloss leuchtet in tiefem Rot und ist heute Regierungssitz der Provinz. Der Europabrunnen ist freizügig und beeindruckend und stellt Zeus als Ochsen dar. Europas nördlichste Fachwerkhäuser sind hier zu finden und das Norre Port – ehemaliges Festungstor, das an die dänische Zeit Halmstads erinnert. Und überall Kunst, vor allem Pablo Picassos Statue „Frauenkopf“. Hier geht’s zu meiner Tour durch Halmstad.

Nicht weit im Hinterland findet man den historischen Bauernhof Äskhult, in dem gearbeitet wird, wie vor 200 Jahren. Pferdekutsche, Ochsenpflug und Brandrodung konnte ich hautnah erleben. Ein spannendes Projekt, das man besuchen sollte, wenn man sich für das Leben in Schweden interessiert. Dahinter geht es auf 6 km über eine beeindruckend wilde Wanderung. Am Parkplatz findet man sogar Entsorgungsmöglichkeiten für Wohnmobile.

Schwedens schönstes Schloss liegt in Halland und ist nah der Autobahn zu finden. Auf den großen Parkplätzen darf man für 185 Kronen eine Nacht schlafen. Die Parkgebühren sind gleich Eintritt in den tollen Schlosspark. Viele Wandermöglichkeiten, Grillplätze, ein Cafe und ein Museum und natürlich das Schloss selbst. Ein Stopp, der sich lohnt.

Noch eine besondere Sehenswürdigkeit liegt in Halland – der größte Supermarkt der Welt. Bis zu 30.000 Menschen kaufen hier an einem einzigen Tag ein und es wird im Durchschnitt eine fünfstündige Anreise in Kauf genommen. Beeindruckend und riesig, aber einfach ein Supermarkt ist mein Resumee. Doch die Preise sind gegenüber dem restlichen Schweden etwas günstiger, daher lohnt es sich. Vor dem Dorf Ullared gibt es einen günstigen Stellplatz, an dem man tagsüber sogar kostenfrei ent- / versorgen darf.

Im Norden Hallands, nicht mehr weit von Göteborg, liegt der große Wasserfall am Rande eines Sees. Der Spaziergang dorthin ist nicht weit, kann aber an den See verlängert werden. Mit über 50 m einer der höchsten Wasserfälle der Region geht es im Frühling ordentlich zur Sache. Im Sommer dagegen ist oft nicht so viel zu sehen. Dank ruhigem Parkplatz (zwischen Ferienhäusern) und Grillplatz ein schöner Ort für eine Übernachtung. Mehr Infos zum Ramhultafallet

Die Region hat mich überrascht, es gibt viel zu sehen und viel zu erleben. Im Sommer steppt der Bär an der Küste und wer gerne mal ein paar Tage am Strand liegt, ist hier genau richtig. Einsamere Stellen gibt‘s im Landesinneren.

Für mich steht jetzt ein Besuch in Göteborg an, der zweitgrößten Stadt Schwedens. Danach geht es weiter nach Norden in den Schärengarten. Wunderschöne Orte wie Marstrand, kleine Inseln und Wandertouren stehen auf dem Programm meiner Wohnmobiltour zu den Lofoten