Camping in Norwegen ist komplizierter als man denkt, denn viele Vorstellungen sind falsch. Hier findest du Tipps und Vorschriften, wie du entspannt durchs Land reist.
Abend am Campingplatz
Camping in Norwegen
Zum vierten Mal führt mich eine Reise nach Norwegen, drei Mal davon beim Camping. Einmal mit dem Van, einmal mit dem Wohnwagen und jetzt das erste Mal mit Wohnmobil. Skandinavien gilt immer noch als Camping-Paradies, Vorstellungen von einsamen Stellplätzen am Strand in der Mitternachtssonne und mit Bergkulisse sind aber keine Realität. Dennoch kann man in Norwegen wunderbar Reisen und das Land genießen.
PS: Das hier niedergeschriebene Wissen habe ich auf meinen Norwegen-Urlauben zusammengetragen und im Gespräch Einheimischen erfahren. Ich habe versucht, Gesetzestexte zum Parken & Campen zu finden, ist mir aber nicht gelungen. Daher – alles ohne Gewähr, unbedingt mit Hirn selbst überprüfen! Danke
Gute Nacht mein Wohnmobil
Vergesst das Jedermannsrecht!
Wie oft habe ich gehört – das Jedermannsrecht erlaubt überall zu Campen, wo man will. Ja tut es. Wenn du mit dem Zelt und Körperkraft in der Natur unterwegs bist – beim Wandern, beim Radfahren, wegen mir mit dem Einrad. Reist du mit dem Wohnmobil nach Norwegen, kannst du das Jedermannsrecht einfach völlig vergessen – weder Rechte noch Pflichten gelten dort. Abstandsregeln zum nächsten Wohnhaus oder Zeiten sind völlig egal – es betrifft Wohnmobile nicht. Wenn du aber zu Fuß in der Natur unterwegs bist, wenn du eine Wanderung machst oder eine Radtour, dann ist das Jedermannsrecht wichtig – hier geht‘s zum Jedermannsrecht.
Mehr Haukland-Panorama
Wildes Campen in Norwegen
Möchtest du mit dem Wohnmobil nach Norwegen und stellst dir vor, du fährst an den Strand, rollst die Markise aus, stellst den Grill hin und genießt eine Woche dein Leben – Nein, wildes Campen mit dem Wohnmobil ist verboten! Und teuer! Gut, seien wir ernsthaft – wenn du dich im einsamen Norden Norwegens an einen kleinen See stellst, ist die Chance gering, dass jemand kommt, der sich daran stört. Ob man es deswegen machen muss? Im Süden und auch auf den Lofotenund anderen Touristenzielen werden immer mehr Schilder aufgestellt, die das Campen verbieten. Und es wird immer mehr kontrolliert. Noch schwerer wiegt die Stimmung unter den Norwegern, denn diese können die Massen an Wohnmobilen, die überall herumstehen und sich teilweise extrem verhalten, nicht mehr ertragen.
Auf dem Weg durch Helgeland
Frei Stehen vs. Wild Campen
Eine völlig andere Sache ist das Frei Stehen in Norwegen. Unter Frei Stehen versteht der Wohnmobilist das Schlafen im geparkten Mobil. Drin! Also ohne jedes Campingverhalten außerhalb – keine Markise, kein Stuhl, kein Grill. Grundsätzlich gilt in Norwegen – was im Auto passiert, ist dem Gesetzeshüter schnurz (also Camping betreffend, nicht irgendwelche Strafdelikte…) Hier gilt: In Norwegen darfst du überall für 48 Stunden parken, wo es nicht verboten ist. Und du darfst diese Zeit auch in deinem Wohnmobil schlafen und kochen.
Benutzt euren Menschenverstand!
Ich habe auf meiner Reise zu den Lofoten viele Wohnmobilisten erlebt, die sich (in meinen Augen) unpassend benommen haben. Eine Reise zu den Lofotenkostet viel, viel Geld und ist für mich und für viele andere ein einmaliger Traum. Das gibt einem aber nicht das Recht, so zu tun, als hätte man die Lofoten gekauft. Es sind noch andere Reisende und vor allem auch Einheimische da.
Ein Beispiel:
Ich stand auf einem großen Platz auf Senjaund war das einzige Mobil (15 Stellplätze vorhanden). Da kommt ein deutsches Wohnmobil an, fährt direkt 50 cm neben mich. Obwohl der ganze Platz leer war. Darauf angesprochen bekam ich die Antwort, sie wollen so stehen, dass sie beim Essen aufs Meer sehen können, schließlich seien sie ja hier um die Natur zu genießen.
Anderes Beispiel:
Haukland Beach bei schönem Wetter. Zwei Gruppen junger Van-Touristen steht auf dem viel zu kleinen Parkplatz. Markisen ausgefahren, Grill und Campingstühle herum und zwei Hunde springen über den Parkplatz und schnüffeln jeden an. Eine norwegische Familie mit Kindern kommt an, findet keinen Parkplatz, die Frau steigt aus und wird fast von den Hunden angesprungen. Sie fahren wieder, kein Badetag für die Kids.
Bitte drängt euch nicht in jede Lücke, lasst auch den Einheimischen einen Platz, ihr Land zu genießen. Hinterlasst den Platz sauber! Den Skandinaviern ist eine gesunde Distanz wichtig, haltet sie selbst und mit euren Haustieren ein. Wenn ihr frei Stehen müsst, gibt es eben keinen Platz am Hotspot und mit Meerblick, sondern einfach mal im Wald.
Wohnmobilstellplätze
Es gibt ein großes Angebot an Wohnmobilstellplätzen in Norwegen, auf denen man gut stehen kann. Im Normalfall werden zwischen 15 und 20 € pro Nacht verlangt. Auf den Lofoten sind es auch mal 35€. Die Plätze sind selten schön, meist einfache Parkplätze mit Meerblick. Strom gibt es eher selten, eine Toilette ist dagegen meist dabei. Wer mehr Luxus will, der muss auf einen Campingplatz. Stellplätze findest du am besten über die App „Park for Night“.
Hafenstellplatz
Campingplätze
Norwegen hat viele, viele Campingplätze, die wunderschön in der Natur liegen. Eine Nacht kostet zwischen 20 und 30 € pro Mobil, Duschen sind nicht immer inbegriffen, Strom kostet meist 5 € extra. In den Hotspots insbesondere im Süden kann es auch schnell deutlich mehr sein. Die meisten Campingplätze, die ich besucht habe, waren einfach. Kleine Duschen, kleine selbstgezimmerte Sanitärgebäude, aber jeder Wunsch wurde einem von den Lippen abgelesen. Zwei Mal wurde für mich gewaschen, Stromanschlüsse kontrolliert usw. Campingplätze sind zwar nicht günstig und nicht so luxuriös, aber ein Besuch lohnt sich wirklich!
Traumhafter Stellplatz
Mit Hund campen
Hunde sind beim Camping in Norwegen herzlich willkommen. Die Eigenart, für einen Hund Geld zu verlangen ist typisch deutsch und erlebe ich sonst sehr selten. Auch in Norwegen kommt der Hund einfach mit und kostet nichts. Aber… er muss unentwegt angeleint sein und sein Geschäft außerhalb verrichten. Also den typischen Spaziergang mit Pudel über den Campingplatz (wie ich ihn in Deutschland immer wieder erlebe) sollte man sich verkneifen. Geh im Wald spazieren ( Mit Hund nach Norwegen).
Warum es sinnvoll ist, sich ein wenig zu bemühen!
Camping in Norwegen ist lang nicht so unkompliziert, wie man oft denkt. Vor allem seit dem Corona-Camping-Boom haben viele Norweger keine Lust mehr auf Wohnmobilisten. Und das ist nicht mit Herkunftsländern verknüpft. Deutsche, Franzosen, Holländer, Italiener und viele andere reisen nach Norwegen. Aber auch vor jedem zweiten Haus in Norwegen steht ein Reisemobil.
Dennoch ist Norwegen ein tolles Reiseland für Wohnmobilisten. Und wer einfach mal eine Nacht auf dem abseits gelegenen Waldparkplatz steht, sich anständig benimmt und nichts hinterlässt, der darf auch gerne wieder kommen. Damit sich das nicht ändert, müssen wir uns alle ein wenig besser benehmen!
Ein paar Tipps für Reiseführer
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