Ypern – Besuch in einer vom Krieg gezeichneten Stadt

Wir sind unterwegs auf der Wohnmobiltour Flandern und in den Flandern Fields angekommen. Die Schlachtfelder des ersten Weltkriegs liegen rund um die Stadt Ypern, die wir am Abend eines interessanten Tages besuchen. Zuvor waren wir an der Nordseeküste und sind im Zwin wandern gewesen. Wir hatten Brügge und Antwerpen besucht und das kleine Dorf Lissewege.

Ypern ist eine typische Kleinstadt in Flandern. Sie hat gut 30.000 Einwohner, einen beeindruckenden Marktplatz, der von frühem Reichtum erzählt und viele gemütliche Stadtteile. Die Menschen sind freundlich (besonders freundlich) und es gibt viel Grün in der Stadt. Gemeinsam mit Gent und Brügge gehört Ypern zu den wichtigsten Städten Flanderns im Mittelalter – und wurde damals mit dem Tuchhandel reich.

Doch Yperns Stadtgeschichte fand beinahe ein jähes Ende, als rund um die Stadt ein jahrelanger Krieg tobte. Während des ersten Weltkriegs standen sich hier fast 4 Jahre lang die Armeen Deutschlands und die von Belgien, Frankreich und England gegenüber. 4 Jahre Stellungskrieg zerstörten die Stadt fast vollkommen. Die deutsche Armee setzte mehrfach Giftgas ein, zerstörte völlig sinnlos die Lakenhall und trotzdem wurde die Stadt selbst bis ans Ende des Krieges von Alliierten gehalten.

Die Tuchhalle steht im Zentrum und ist nach jahrzehntelangen Bemühungen wieder aufgebaut. Der beeindruckende Komplex steht am Marktplatz und wird vom Belfried überragt. Einst war sie die beeindruckende Lagerhalle für das hier hergestellte Tuch, das in alle Welt exportiert wurde. Heute beherbergt sie unter anderem das   Flandern Fields Museum, das mehrfach ausgezeichnet wurde.

Als ich den Marktplatz betreten habe, wunderte ich mich, wie ein so kleines Städtchen wie Ypern einen so mächtigen Marktplatz besitzen kann. Die Geschichte erklärt das. Link und rechts stehen wunderschöne Häuser, überall Kaffees und Restaurants und im Hintergrund die etwas düster wirkende Kirche. Leider haben die Verantwortlichen der Stadt den Markplatz in einen großen Parkplatz umgewandelt und eine heftig befahrene Straße führt darüber. Wie schön wäre der Platz ohne Autos….

Der Ehrenbogen für die Gefallenen des ersten Weltkriegs wurde nach dem Krieg anstelle des alten Stadttores gebaut. Der gewaltige Durchlass ist beeindruckend. In den Seitengängen finden sich die Namen zahlloser gefallener Soldaten. Jeden Abend um 20.00 Uhr blasen die Trompeter der Feuerwehr den Ehrensalut und der Verkehr, der ansonsten rasant durch das Bauwerk rast, muss anhalten. Diese Zeremonie findet seit dem Ersten Weltkrieg statt und wurde nur während des 2. Weltkriegs in England durchgeführt.

Ich spaziere wieder zurück, nachdem ich in eine der Frituuren eingekehrt war und eine große Pommes bestellt hatte. Für 3,20 € bekam ich eine Tüte so groß wie Maxi, die ich niemals aufessen konnte. Hier ist es weitaus günstiger als in den großen Städten.

Ich habe die Nacht auf dem Stellplatz beim Campingplatz verbracht. Perfekt, weil man nur 10 Minuten in die Stadt brauchte und die Spazierwege dorthin herrlich waren. Aber für 16 € leider sehr enttäuschend, das WLAN reichte gerade für Emails und die ganze Nacht waren die Maschinen der Fabrik nebenan lautstark zu hören.

Nachdem ich einen Tag zuvor den Dodengang und das Museum an der Yzer angesehen hatte, ging’s nach meinem Besuch in Ypern auf den Kemmelberg und in den Bayernwald. Dann verließ ich die Gegend und machte mich noch auf eine Gourmetwanderung in den Flandrischen Ardennen. Danach kam meine Wohnmobiltour Flandern zu ihrem Ende.