Die Wein- und Schlösserstraße rund um Jeruzalem

Wir sind im Osten Sloweniens angekommen, hatten zuerst die Alpen besucht und das Logartal wie auch die Velika Planina gesehen. Nach der Besichtigung zweier Städte mit Celje und Ptuj freuen wir uns wieder über mehr grün und weniger Menschen. Hocherfreut erreichen wir die Weinregion im Osten des Landes nahe der kroatischen Grenze.

Auch wenn ich bei meinen Recherchen zu Slowenien immer wieder von der Wein- und Schlösserstraße gelesen habe, eine wirkliche Beschreibung oder Wegführung habe ich nicht gefunden. Auch unterwegs gab es keine Wegweiser. Daher beschreibe ich jetzt einfach die Strecke zwischen Ormoz an der Drau und Ljutomer als die eigentliche Weinstraße, die ich dann noch weiter nach Norden bis nach Selo führe, um noch ein Schloss und eine beeindruckende Rundkirche zu besuchen.

Direkt an der kroatischen Grenze und der Drau gelegen ist Ormoz der Startpunkt meiner Weinstraße nach Jeruzalem. Hier finden sich bereits überall Weinkeller und man wird an jeder Ecke zu einer Weinprobe eingeladen.

Wer kann, schaut sich auch das kleine Schloss an, in dem Heute das Rathaus der Stadt zu finden ist. Dahinter ist ein wunderschöner Park mit alten Bäumen, Wasserläufen und einigen entspannten Parkbänken, perfekt für eine Mittagspause oder einen Spaziergang mit Hund. Nebenan ist das Regionalmuseum Ptuj-Ormoz zu finden, das man nicht nur bei schlechtem Wetter anschauen sollte. Grüßtes Highlight von Ormoz ist aber das große Vogelschutzgebiet an der Drau, hier wimmelt es ganzjährig von Wasservögeln aller Art, perfekt für eine Radtour entlang der Drau. Mehr Infos zu Ormoz

Von Ormoz geht es auf einer kleinen Straße in die Hügel der Weinregion hinein. Ausgeschildert ist Jeruzalem, das zur Gemeinde Ormoz gehört, überall, und das, obwohl es nur aus einer Kirche und einem Gasthaus besteht. Die Straße ist klein und ich bin froh, dass Günther nur ein kleines Wohnmobil ist. Da aber kaum Verkehr ist, kann man auch mit größeren Mobilen hier fahren.

Die Straße schlängelt sich durch die wunderschöne Landschaft. An der Hängen der zahlreichen Hügel wächst Wein, Wein und Wein. Da und dort kleine Wäldchen, Wegkreuze und oben auf den Hügeln entweder eine Kirche oder ein Weingut. Am besten erforscht man diese Region mit dem Fahrrad, es sind zahllose Fahrradwege ausgeschrieben und bestens beschildert. Da wenig Verkehr herrscht, kann man traumhaft über die Straßen heizen – aber Vorsicht, die Hänge sind steil und die Wege gehen immer auf- und ab.

Ich habe eine Übernachtungsmöglichkeit auf einem kleinen Weingut über Schau aufs Land gefunden. Nachdem ich mein Wohnmobil abgestellt hat, kommt auch einer der Besitzer des Weingutes vorbei und stellt sich vor. Pavel lädt mich zu einer Weinprobe ein – hätten wir gedacht, dass wir zwei Stunden zusammen sitzen, wir hätten den Tag wahrscheinlich anders geplant.

Traditionell wird in Slowenien Weißwein angebaut und Pavel bringt mit 4 verschiedene Weine zum probieren. Zu jedem hat er etwas zu erzählen, jeder ist auf seine Weise sehr lecker. Pavel ist Jungwinzer und probiert auf seinen 10 ha auch ungewöhnliche Weine zu produzieren, natürlich alles in Bioqualität. Das gefällt nicht jedem – ein anderer deutscher Camper auf dem Weingut ist wenige begeistert. ICh freue mich aber über Pavels Enthusiasmus und unterhalte mich angeregt auf Englisch über die Menschen in Slowenien, den Weinanbau, Radfahren und die Vorliebe der Slowenen für Singgruppen.  Mehr zur Weinprobe bei Pavel

Nicht weit von Pavels Weinberg liegt der eigentliche Ort Jeruzalem. Der Sage nach soll er von heimkehrenden Kreuzrittern gegründet worden sein, die von der Schönheit der Region begeistert waren. Eine bemerkenswerte kleine Kirche ist hier zu finden, die man unbedingt anschauen muss. Daneben liegt die Touristinformation und ein Restaurant in einem alten Herrenhaus. Die wahre Sensation in Jeruzalem ist aber der Blick über die Weinberge. Einfach nur traumhaft schön und unglaublich idyllisch. Zahlreiche weitere solche kleine Orte liegen hier in den Weinbergen und die Fahrt auf der kleinen Straße ist von vielen Ahhs und Ohhs geprägt, bis es wieder langsam hinunter ins Tal nach Ljutomer geht.

Ich fahre noch ein wenig weiter nach Norden. Hier wird das Land flacher und die Weinberge selterner. Dafür gibt es eine Menge Radwege und eigentlich gar keinen Touristen mehr. Etwas versteckt finde ich den Hinweis zu einem alten Herrenhaus, das versteckt im Wald liegt. Heute kaum mehr als ein verfallener Lost Place. Auch wenn es nirgendwo mehr ausgeschrieben ist, findet sich ein kleiner Parkplatz und ein Rundweg führt durch den wundervollen Park voller beeindruckender alter Bäume. Sogar Parkbänke finden sich hier noch. Wie beeindruckend das Herrenhaus einmal war, zeigt die noch recht gut erhaltene Front. Mehr zum Schloss Matzenau.

Meine letzte Station auf der Weinstraße ist die kleine Rundkirche Rodale, die fast unscheinbar einige Meter weg von der Straße liegt. Mann kann sein Auto an der Infostation stehenlassen und sich für ein paar Euro zur Führung anmelden. Der Guide spazierte extra mit mir zur kleinen Kirche, erklärte alles auf Deutsch und schloss die Kirche auf. Nur ein einziger kleiner runder Raum, aber unglaublich beeindruckend. Tolle alte Fresken aus der Zeit des 14. und 15. Jahrhunderts und eine Stimmung, die ihresgleichen sucht. Toll! Mehr zur Rondale

Zwei Tage war ich unterwegs auf der kleinen Weinstraße von Ormoz bis Selo und bin immer noch sehr begeistert von Jeruzalem und den herrlichen Weinbergen darum. Was für ein selten schönes Land, was für nette Menschen und so viel Geschichte, wohin man blickt. Ich trenne mich ein wenig wehmütig, weiß aber, dass Slowenien noch so viele wunderschöne Momente bereithält, dass es nicht langweilig werden wird. Mein nächster Stopp ist Maribor, die Stadt mit der ältesten Weinrebe der Welt. Eine Wanderung in Zusum endet ungewöhlich und das Kloster Olimje ist beeindruckender als ich es mir hätte träumen lassen. So geht es langsam in den Süden Sloweniens in Richtung Nove Mesto auf unserer   Wohnmobiltour Slowenien.