Die Herrenhäuser im Norden von Estland

Ich bin unterwegs an der Ostseeküste im Norden von Estland und fahre weiter auf meiner Wohnmobiltour durchs Baltikum von Narva in Richtung Tallinn. Gemütlich geht es über kleine Sträßchen von Dorf zu Dorf und ich bin überrascht, wie oft ein braunes Hinweisschild zu sehen ist, das auf ein „Mois“ hinweist, also ein Herrenhaus oder kleines Schlösschen.

Viele der Herrenhäuser befinden sich in schlossähnlichen Anlagen umgeben von Parks und schönem Gelände. Zumeist sind sie im 18. oder 19. Jahrhundert entstanden und von reichen Kaufleuten gebaut worden. Wenn man die Namen der Besitzer liest, klingen sie nicht selten deutsch. Wer reich war, konnte ich im Baltikum ein großes Anwesen leisten und sich ein ordentliches Denkmal setzen. Hier an der Küste entdecke ich besonders viele dieser Anwesen.

Die Herrenhäuser wurden nach dem Wunsch ihrer Besitzer gebaut und mal im Neoklassischen, mal im Stil der Renaissance, mal Barock oder mal was ganz anderes erbaut. Ach Jugendstil habe ich noch vergessen. Die meisten der Herrenhäuser waren strahlend weiß und natürlich wirklich schön anzusehen.

Viele der Herrenhäuser haben inzwischen einen neuen Zweck gefunden, nachdem sie in der UDSSR oft als Lagerräume genutzt worden oder einfach verfielen. Eine RMK Waldschule ist in einem Herrenhaus, viele Hotels, manche dienen erneut als Wohnanlage für die Superreichen und viele verfallen weiterhin. So gibt es natürlich eine stetig wachsende Zahl an Fotografen, die solche Lost Places suchen. So finde ich an einigen Anlagen bereits unschöne „Fotografieren verboten“ Schilder. Aber genausooft auch den einen oder anderen Lost Place. Suchen lohnt sich.