Lissewege und das Kloster Ter Doest

Wir haben auf unserer Wohnmobiltour Flandern gleich zwei Städte hintereinander besucht. Erst waren wir in Antwerpen mit dem Feeling einer Großstadt. Dann ging es ins wunderschöne Brügge mit seinem mittelalterlichen Stadtkern. Traumhaft schön. Nachdem wir zuvor die Heide Kalmthouse und die Gegend um die Kolonie Wortel erwandert hatten, waren heute wieder ein paar Laufmeter angesagt.

Das kleine Dorf ist über 1000 Jahre alt und besiedelte einst die Salzwiesen in dieser Region. Als das Kloster Ter Doest gegründet war, konnten die fleißigen Mönche mehr und mehr Land dem Wasser abgewinnen und das Dorf gedieh. Eine große Kirche wurde im Mittelpunkt gebaut, die zu einer festen Station der Pilgerer nach Santiago de Compostella wurde. Mit dem Abstieg Brügges war auch die Blütezeit von Lissewege vorbei – erst in der Neuzeit änderte sich das, denn das kleine Dorf gilt als eines der zehn schönsten Dörfchen Belgiens und ist seitdem fleißig besucht.

Vom Parkplatz an der Kirche geht es am neuen Kanal entlang in Richtung des ehemaligen Klosters Ter Doest. Etwa 6 km lang ist die Wanderung und sie ist ganz gut ausgeschildert. Wir parken also Günther das Wohnmobil und spazieren los.

Schnell haben wir das Dorf Lissewege verlassen und landen am neuen Kanal. Der führt von Seebrügge nach Brügge und verbindet seit der Neuzeit die alte Stadt wieder mit dem Meer. Für Lissewege hatte es heftige Einschnitte, waren doch viele Länder auf der anderen Seite nun vom Dorf abgeschnitten. Wir spazieren davon unbeeindruckt weiter auf dem herrlichen Weg entlang des Kanals.

Nach einem kleinen Schlenker entlang des Kanals führt mich mein Weg zum ehemaligen Kloster Ter Doest. Es wurde als Benediktiner-Kloster gegründet und dann von den Zisterzienser übernommen. Bei der Trockenlegung der Umgebung leistete das Kloster gute Arbeit. Heute ist nur noch die Klosterscheune erhalten, ein großes Gebäude mit Balken aus dem 14. Jahrhundert. Nebenan kann man heute essen oder viel Kunst anschauen. Denn vor dem Klostergebäude stehen viele Statuen von unbekleideten Frauen. Was die Mönche wohl dazu sagen würden???

Mein Wanderweg führt mich über Wiesen zur Bahnstrecke und entlang des Bahndamms zurück ins Dorf. Dachte ich zumindest. Die Wiesen und mein Wanderweg stehen knietief unter Wasser. Wieder einmal bestätigt sich, dass Flandern keinen Wert auf Wanderwege legt. Maxi schlägt zwar vor zurück zu schwimmen, wir wandern aber doch lieber entlang der Straße zurück.

Wir landen im Dorf, das für seine wunderschönen weißen Häuschen bekannt ist. Vor allem am kleinen Kanal Vaartje entlang bieten sich wunderschöne Blicke. Im Frühling blüht hier alles und strahlt in bunten Farben. Heute ist es regnerisch und ich darf das Dorf ganz für mich genießen. Wenn die vielen Autos nicht wären, die im halsbrecherischen Tempo durch die kleinen Gassen rasen – an Tempo 30 hält sich in Belgien niemand. Trotzdem genieße ich die schönen Blicke und die tollen Häusern.

In Lissewege steht die Backsteinkirche „unserer lieben Frau“, die über allem thront und fast ein wenig fehl am Platze wirkt. So ein kleines Dorf und so eine mächtige Kirche. Urspurng war wohl der Fund einer Wunderstatue, die hier verehrt wurde. Noch heute wird ein Nachbau der Statue jährlich durchs Dorf getragen. Der Turm der Kirche endet flach, was zum Gerücht führte, er wurde früher als Leuchtturm genutzt und oben ein Feuer angezündet. Was aber nicht stimmt. Unbedingt sollte man die Kirche besuchen, nach den übervollen und hektischen Kirchen in Brügge bin ich begeistert über die Ruhe und den Frieden, den diese kaum weniger große Kirche ausstrahlt.

Wir verlassen Lissewege und fahren ans Meer. Unser nächster Stopp ist eine lange Wanderung auf der Zwin Route in ein traumhaft schönes Naturschutzgebiet. Dann geht es am Meer entlang nach Süden, bevor die geschichtsträchtigen Orte des ersten Weltkriegs auf uns warten. Spannende Momente auf der Wohnmobiltour Flandern werden noch folgen.