LKAB – Ein Tag in der Tiefe – die größte Eisenerzmine der Welt
€41 per person

Tolle Räume unter Tage
LKAB – Ein Tag in der Tiefe – die größte Eisenerzmine der Welt
Meine
Wohnmobiltour Lofoten führte mich aus
Norwegen wieder zurück nach
Schweden. Ein längerer Stopp führte mich in den
Abisko Nationalpark mit tollen Wanderungen. Über die E10 fahre ich nach
Kiruna, der größten Stadt in Schwedens Norden. Einzig und allein gebaut, um das größte Eisenerzvorkommen der Welt abzubauen. LKAB – der Name der schwedischen Erzfirma ist allgegenwärtig und auch die Führung hinab wird von der Firma organisiert.





Buchung und Info
Ein paar Tage vorher buche ich die Führung online. Man kann sie auch direkt am Schalter der Touristinfomation kaufen, ob dann etwas frei ist. Jeden Tag finden mehrere Führungen statt, mindestens eine auf Schwedisch und eine gemischt auf Schwedisch und Englisch. Am Wochenende gibt es auch reine Touren nur auf Englisch. Die Buchung verläuft schnell und unkompliziert, wobei sie bei mir nicht im Handybrowser funktioniert hat. Auf dem Tablett war es kein Problem. Die Führung kostet mich 41 € (2022) und dauert ca. 3 Stunden.
Hier geht’s zur Buchung auf Kirunalapland.de

Der Bus ins LKAB
Treffpunkt Tourist Information
Start ist nicht am LKAB selbst, sondern inmitten der Stadt an der alten Tourist-Information. Das Gebäude gehört zum alten Stadtzentrum und wird in den nächsten Jahren verschwinden. Deswegen wundert es mich auch nicht, dass alles eher baufällig wirkt. Ich bin überrascht, wie voll es ist, die Führung ist schon jetzt Mitte Juni sehr begehrt. Um 10 Uhr wollten wir starten, um 10.15 Uhr ist immer noch alles beim Alten. Ist das die schwedische Unbekümmertheit? Bin ich pingeliger Deutscher… Ich bin hin und her-gerissen und frage mich, warum es nicht möglich ist, eine Information an die Wartenden auszugeben, sowohl die Angestellten der Touristinfo, wie auch die beiden Info-Damen sind bereits anwesend. Schade.
Busfahrt mit Kuschelfaktor
10.20 Uhr kommen zwei junge Mädels (darf man das so sagen?) aus dem Nebenraum und sagen hallo. Also die eine, sowohl auf Englisch, wie auch auf Schwedisch. So leise, dass nur die ersten zwei Menschen etwas hören. Ich erkenne schließlich, dass sie sich an der Türe postieren und auf einer Liste die Anwesenden abhaken. Ich bin etwas überrascht vom sonst so modernen Schweden. Mit Stift und Klemmbrett hakt die eine jeden Besucher ab… die andere schaut zu. Als schließlich alle draußen sind, kommt der Bus… Es ist 10.30 Uhr. Alle drängeln hinein, die Schweden zuerst… Ich überlege warum, bis mir klar wird – der Bus ist rappelvoll. Und er ist nicht gerade geräumig… Ich bin schon kein Leichtgewicht, aber als ein Bär von Mann neben mit Platz nimmt, wird es wirklich eng. Zu Zeiten von Corona wirklich kein schönes Gefühl…

LKAB – der Firmenname
Hinab in die Tiefe
Wir fahren durch Kiruna auf direktem Wege zur Mine. Die eine Dame erklärt vorne ein paar Infos zur Tour und was man so sieht. Die andere quatscht hinten munter mit ihrer Nebensitzerin. Und flippt plötzlich aus, weil sie eine besondere Lok am Firmenbahnhof sieht. Die sind auch wirklich beeindruckend und es handelt sich um die leistungsstärksten Elektroloks der Welt. Täglich fahren 10-20 Züge mit randvollen Erzwaggons nach
Narvik und
Lulea.


Am Eingang wird der Bus kurz kontrolliert, dann geht es hinab in die Tiefe. Über 500 km Straßennetz führt bis auf 1500 m hinab. Die Straßen sind zweispurig und ohne Licht, damit man entgegenkommenden Verkehr besser erkennt. Ein ausgeklügeltes Belüftungssystem sorgt für reine Luft bis in die Tiefe. Alles sehr beeindruckend.

Fahrzeuge zur Sprengvorbereitung
Die Besucherebene
Wer denkt, wir fahren durch das Bergwerk, hat die Rechnung ohne LKAB gemacht. Von den regulären Arbeiten sieht man nichts. Gar nichts. Wir halten an der Besucherebene auf 450 m Tiefe. Das Handynetz funktioniert tadellos (von einem Anbieter nur). Wir werden in zwei Gruppen geteilt und ich gehe zur englischsprachigen. Erst einmal die Regeln… Was darf ich tun, was nicht… usw. Ach ja, natürlich Helm tragen, die Gruppe nicht verlassen…Ich denke ein wenig an meine Schulklasse und weiß jetzt, wie sich diese auf einem Schulausflug fühlt. Ob wir gleich noch Händchen halten müssen? Doch zuerst informiert sie über coronabedingte Abstandsregeln. Ich falle fast um vor Schreck. Im Bus waren wir zusammengepfercht und hier unten sollen wir dann Abstand halten….

Kinosaal in 500m Tiefe
Informationen zur Geschichte des LKAB
Hier unten erklärt mir der recht leidenschaftslose Guide, dass bereits seit dem 17 Jahrhundert das Erzvorkommen bekannt war, aber erst ab 1900 konnte man es auch abbauen. Eine Spalte, entstanden durch vulkanische Aktivität, führt mindestens 2000 m in die Tiefe und enthält beeindruckend reines Metallerz. Das Bergwerk selbst ist in den „normalen“ Stein gebohrt, dort verlaufen die Straßen und Transportwege. Auf jeder Ebene wird das Erz angebohrt und abgebaut. Nach über 100 Jahren ist mehr als die Hälfte des Erzes abgebaut und die Sorgen steigen. Darum muss auch die halbe Stadt umziehen.
Klimaneutraler Erzabbau
LKAB möchte die erste klimaneutrale Erzmine der Welt werden. Aktuell produziert LKAN rund zwei Drittel des CO2 von ganz Schweden. Unglaublich. Durch ein neues Verfahren wird nicht mehr Kohle, sondern aus regenerativen Quellen hergestellter Wasserstoff zum Lösen des Erzes verwendet. Alles wird mir in einem wirklich schönen Film gezeigt. Man darf nicht vergessen, es ist eine kleine Werbeveranstaltung…. Ach… die Frau Guide verlässt währenddessen fluchtartig den Raum.
Sie holt uns recht pünktlich wieder ab und führt uns nebenan an eine interaktive Tafel. Technisch ist das hier alles vom Feinsten. Noch einmal erklärt sie den tollen Ansatz des klimaneutralen Abbaus. Sie klingt aber eher gelangweilt wie begeistert. Und versteht nicht wirklich viel von der Prozedur. Immerhin bekommen wir das Endprodukt, sogenannte „Pellets“ zu sehen.

Die „neuen“ Pellets – effektiver
Mehr Fakten
Drei Röhren sind zum Besucherbergwerk geworden. Wir betreten die Zweite und erhalten neue Informationen über den Vorgang des Abbaus, wie es transportiert wird und wo es landet. Bilder gibt es keine, nur ein Schaubild und unsere leidenschaftslose Guide. Brav fragt sie alle paar Minuten, ob jemand eine Frage hat – hat niemand. Ist wie in der Schule, wenn meine Kids geistig eingeschlafen sind. Brav laufen alle weiter… Ein tolles Relief zeigt die Veränderungen in Kiruna während der nächsten Jahre- eine Stadt zieht um. Dann besuchen wir die ersten Maschinen. Riesige Bagger, ein Feuerwehrauto und Fahrzeuge, zur Vorbereitung von Sprengungen sind dabei. Sogar ein kleiner Zug, wie er unten benutzt wird. Nur wer mutig genug ist, sich von der Führung zu entfernen, darf wirklich gucken und erleben. Ansonsten wird geredet und es geht weiter.

Das kleine Cafe mit furchtbarem Kaffee
Cafe made by LKAB
Wir kommen an das Cafe – ach, unterirdisch auf 500m gibt es ein richtiges Restaurant für die Angestellten. Damit ist es das tiefste Restaurant der Welt. Ich hoffe allerdings, das Essen schmeckt dort besser als mein Kaffee. Der ist fast ungenießbar. Kekse gibt eigentlich, aber heute nicht, nur ein leeres Körbchen. Alles eher ein wenig peinlich.
Immerhin bekommen wir als Gastgeschenk eine kleine Tüte mit Eisen-Pellets und dürfen ins Grubenmuseum. Dort ist in einer eigenen Röhre ganz viel ausgestellt, wie in den letzten 100 Jahren Eisenerz abgebaut wurde. Sogar eine Straßenbahn steht hier, die einst die Angestellten aus der Stadt eingesammelt hat und direkt in die Tiefen der Grube gefahren hat.
Zurück mit dem Bus
Der Moment naht, vor dem mir graute, wir sammeln uns wieder am Bus. Ich setze mich an einen anderen Platz, aber der Bär entdeckt mich und setzt sich neben mich. Wie schön! Als wir aussteigen, atme ich erst einmal tief durch. Wunderbare Stadtluft!
Resümee
Meinen Ausführungen war es wohl schon anzumerken. Ganz begeistert war ich nicht. Auf der einen Seite war das Bergwerk unglaublich spannend und beeindruckend. Die Ausstellung und alles was man sieht, waren perfekt in Szene gesetzt, um eine tolle Führung machen zu können. Aber dann… nimmt man ein junges Mädel als Reiseleitung, das weder von LKAB, noch von Bergbau irgendeine Ahnung hat. Und auch null Interesse. LKAB hat tausende Mitarbeiter, von denen sicher einige die schwere Arbeit im Bergwerk gesundheitlich nicht mehr schaffen. Da würde wenigstens ein wenig Authentizität entstehen. Und für 410 Kronen wäre doch wenigsten ein anständiger Bus, ein Keks und ein trinkbarer Kaffee drin – Oder LKAB?
Würde ich die Besichtigung wieder machen? Definitiv JA! Denn das Bergwerk ist einmalig und so schnell kann man das nicht mehr sehen. In
Falun war die beeindruckende Grube eher auf den Abbau vor 100 Jahren ausgelegt, hier geht es um moderne Entwicklungen. Das ist toll. Bei dem Preis würde ich aber etwas mehr erwarten.

Nach dem Besuch machen Maxi und ich erst einmal Mittagspause. Dann schaue ich mir
Kiruna an und bin beeindruckt. Hier wurde sehr viel Geld in eine Stadt gesteckt, um die Bewohner bei Laune zu halten. (Da ist wahrscheinlich das Kaffeegeld hin). Dann geht es zum Wandern auf den nahen
Aussichtsberg Abtasavaara. Und dann in die Tiefen
Lapplands.



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