Turaida Wanderpfad zur Gutmann’s – Höhle und Burg Turaida

Seit mehreren Tagen bin ich im Gauja Nationalpark. Meine Wohnmobiltour durchs Baltikum kommt hier nur ganz langsam voran, denn die Gegend ist zu schön um durchzurasen. Also mache ich gemütlich, besuche erst Cesis, wandere entlang der Gauja und komme nun nach Sigulda. Die herrliche Landschaft bietet zahlreiche Wanderungen und ich glaube, ich habe mir die schönste ausgesucht 🙂

Die Stadt hat 11.000 Einwohner und liegt nahe der ehemaligen Ordensburg. Auch die Ortschaften Krimalda und Turaida gehören inzwischen zu Sigulda, auch wenn sie durch die Gauja getrennt sind. Sigulda selbst ist keine allzu schöne Stadt, verfügt aber über viele Einkaufsmöglichkeiten. Außerdem ist Sigulda als Wintersportort bekannt, hat mehrere kleine Skisprungschanzen, Skilifte und die bekannte Bobbahn.

Ich beginne mein Wanderung auf dem großen Parkplatz nahe der Burg. Hinter einigen Häusern führt der gut ausgebaute Wanderweg entlang des Hanges. Da die Bäume gerade die letzten Blätter verlieren, kann man die Burg Turaida gut erkennen und hat herrliche Blicke.

Der Wanderweg ist nur durch einige Wegweiser ausgeschildert, ein Wegzeichen ist nicht zu finden. Da es viele Wege gibt, sollte eine Wanderkarte dabei sein.

Ich wandere eine ganze Zeit entlang des Hanges und blicke immer wieder ins Tal. Ein paar Mal laden mich Treppenstufen zum Abstieg ein, doch erst an der Spitze des Berges nehme ich die steilen Stufen hinab. Dank des Regens sind diese ganz schön rutschig und ich bewundere den Hund, wie er da hinabspringt. Unten stehe ich in einem traumhaften Tal. Ein Bach plätschert hindurch, der durch zahlreiche Quellen gespeist wird. Wunderschöne Wege ziehen sich hier durchs Tal und führen über romantische Brücklein. Am Hang ist immer wieder der rote Buntsandstein zu sehen und ein paar Mal eröffnen sich kleine Höhen.

Plötzlich stehe ich vor der Gutmann-Höhle, die größte Höhle des Baltikums. Ein großes Gewölbe bietet Platz für eine ganze Horde an Menschen, die heute nicht kommen. Es ist wieder Corona-Lockdown. In der Höhle entspringt ein Bach, wahrscheinlich der Schöpfer des großen Raumes.

Eine tragische Sage handelt von der Höhle. Einst fand der Burgherr ein Mädchen im Wald und nahm es auf. Es wuchs zu einer hübschen Dame heran, die sich in einen jungen Mann verliebte. Aber auch ein Soldat hatte sich in das Mädchen verschossen und lockte sie mit einem Brief zu einem Rendezvous in die Höhle, wo er sie an sich riss. Das Mädchen war so angewidert, dass sie ihn bat, er solle sie freilassen, dafür würde er einen Schal bekommen, der ihn unverwundbar mache. Er solle sie mit dem Schwert stechen, als Beweis. Der Soldat tat dies und das Mädchen starb. Der Soldat rannte in den Wald und wurde einen Tag später an einem Baum hängend gefunden.

Die tragische Geschichte lässt mich schnell am kleinen Kiosk vorbeilaufen, der im Sommer kleine Leckereien verkauft. Über der Straße ist ein zweiter Parkplatz, doch mein Weg führt an die Gauja. Hier unten ist ein großer Campingplatz, von dem man auch auf Kanutouren starten kann. Dahinter stehe ich wieder an einer Treppe, diesmal hinauf. Ich schnaufe schwer und brauche einige Pausen, die mir der tolle Blick auf Burg Turaida versüßt.

Die Treppe endet am Volksliederberg, einer Wiese auf der zahlreiche Betonstatuen an lettische Volkslieder erinnern. Von hier kann man entweder über die Wiese auf die Burg zu laufen oder wieder ein bisschen hinab eine Kurve ins Dorf nehmen. Wenn man zur Burg läuft, befindet man sich auf dem Museumsberg und muss anschließend an der Kasse den Eintritt bezahlen.

Hier oben kann man die sehenswerte Burg besuchen und den tollen Blick ins Tal genießen. Eigentlich. Denn ab heute ist wieder Lockdown in Lettland, das Museum ist geschlossen und eine Dame komplimentiert mich freundlich aber bestimmt in die andere Richtung. Ich darf noch ein Foto der kleinen Kirche machen und von Ferne auf eine Statue des Mädchens von Turaida schauen. Dann muss ich gehen. Aber hübsch ist es hier oben.

Am Eingang der Burg sehe ich schon wieder Wohnmobil Günther. Einmal über die Straße stehe ich schon wieder auf dem Parkplatz. Meine Tour durchs Baltikum wird mich noch nach Sigulda zu zwei herrlichen Aussichtspunkten führen und dann langsam Richtung Riga, der beeindruckenden Hauptstadt vonLettland